Das erste Exponat des Richard-Wagner-Museums in Riga wurde feierlich enthüllt – der Schoner Thetis
Seit fast zwei Jahren ertönt im Herzen der Altstadt von Riga der Lärm der Bauarbeiten – die Restaurierung des Wagner-Theaters schreitet weiter voran. Parallel dazu plant die Richard-Wagner-Gesellschaft Riga (RWGR) nicht nur die bauliche Wiederherstellung, sondern auch das künftige kulturelle Leben des Hauses. Fest steht, dass darin das Richard-Wagner-Museum entstehen wird – und im Juli wurde das erste Exponat des Museums feierlich eingeweiht: ein aufwendig gestaltetes Modell des Schoners Thetis.
Ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte über den berühmten deutschen Komponisten Richard Wagner und seine zwei Jahre in Riga als Kapellmeister am Stadttheater ist auch seine dramatische Flucht aus der Stadt. Auf der Flucht vor Gläubigern und Schulden verließ Wagner gemeinsam mit seiner Frau Minna und dem Neufundländerhund Robber bei Nacht und Nebel Riga und begab sich in den Hafen von Pillau, um von dort nach London zu segeln. Während der Überfahrt geriet das Schiff in einen fürchterlichen Sturm. Die Todesangst, die Wagner währenddessen durchlebte, und eine an Bord erzählte Seemannssage inspirierten ihn später zur Oper „Der fliegende Holländer“. Aufgrund dieser Geschichte wählte die RWGR als Emblem ein Segelschiff mit zerrissenen Segeln. Recherchen im „Lloyd’s Register of Ships“ ergaben, dass das Schiff, auf dem Wagner floh, den Namen Thetis – benannt nach der Meeresgöttin – trug. Der Name war damals weit verbreitet, doch es gelang, das konkrete Schiff zu identifizieren. So wurde entschieden, dass der Schoner Thetis Teil des Wagner-Museums werden soll.
Das erste Modell im Maßstab 1:50 wurde 2023 von Aleksandrs Šarga gefertigt. Die Bühnenbildnergruppe „Grāfienes“ verwandelte es in ein vom Sturm beschädigtes Schiffswrack mit zerrissenen Segeln – ganz im Stil des Fliegenden Holländers. Nun, nur zwei Jahre später, ist ein neues Modell im Maßstab 1:6 fertiggestellt worden – dreieinhalb Meter lang, wird es im verglasten Atrium des renovierten Wagner-Theaters über den Köpfen der Besucher hängen. Wer durch die enfiladeartigen Räume im dritten Stockwerk – „Muse“ genannt – spaziert, kann das Deck und die Takelage des Schiffs aus nächster Nähe betrachten.
An der Entstehung dieses Ausstellungsstücks war ein großes Team beteiligt. Die Entwürfe und Skizzen stammen von Aleksandrs Šarga, während der Schiffsrumpf von Aigars Baiks gebaut wurde. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit bestand mit der Kunst- und Medienschule Riga, wo unter der Leitung von Dozent Silvestrs Fēlikss Ķībers verschiedene Holz- und Metalldetails entstanden. Die Galionsfigur – die Darstellung der Göttin Thetis am Bug – wurde vom Holzschnitzer Māris Liepa geschaffen. Obwohl es sich um ein Modell handelt, wurden alle Elemente nach realem Vorbild gefertigt. Auch ein kleines Arbeitsboot fehlt an Deck nicht – gebaut von Sergejs Krilovs. Die Segel nähte Zinaīda Kudrjavceva, die Ösen wurden von der Textilkünstlerin Kristīne Ramane gefertigt. Für die Herstellung und Montage der Takelage war der Vorsitzende der RWGR, Māris Gailis, verantwortlich – er übernahm auch das Bemalen des Rumpfs.
Die feierliche Schiffstaufe fand Anfang Juli statt – genau am 9. Juli 1839 war Wagner an Bord der Thetis gegangen. Wie es sich für eine echte Schiffstaufe gehört, wurde eine Champagnerflasche zeremoniell am Schiffsrumpf zerschlagen – diese Ehre kam der leitenden Architektin des Wagner-Theater-Restaurierungsprojekts, Zaiga Gaile, zu. Derzeit befindet sich die Thetis in Kaltene. Im Vorfeld der Eröffnung des Wagner-Theaters wird die Bühnenbildgruppe „Grāfienes“ das Modell visuell in ein Wrack des Fliegenden Holländers verwandeln – ganz wie beim ursprünglichen Modell im Maßstab 1:50.
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Die Renovierung des Wagner-Theaters verspricht bedeutende Vorteile, indem sie nicht nur die Vielfalt und Zugänglichkeit kultureller Veranstaltungen für die Bevölkerung Lettlands erhöht, sondern auch das Ansehen von Riga und Lettland als kulturelles Zentrum stärkt. Richard Wagner, der hier von 1837 bis 1839 als Kapellmeister tätig war, verbindet das Theater mit seinem Namen. Das Projekt wird nicht nur das Gebäude und den Theatersaal wiederherstellen, sondern auch Meisterklassen und ein Richard-Wagner-Museum einrichten. Das Wagner-Theater wird Wagners Vision des „GesamtkunstWerks21“ verkörpern – ein Inkubator für alle Kunstformen, der als internationales Zentrum für junge Künstler den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird.
Der Hauptauftragnehmer für das Projekt ist „3A“, die Hauptplanung liegt bei „Sarma und Norde Arhitekti“, während die Bau- und Konstruktionsüberwachung von „Būves un Būvsistēmas“ durchgeführt wird. „Zaigas Gailes birojs“ ist als Subunternehmer für die Architektur- und Innenraumgestaltung engagiert. Internationale Experten sind ebenfalls beteiligt: Theater Advies aus den Niederlanden entwickelt Lösungen für die Theatertechnik, während Nagata Acoustics unter der Leitung von Yasuhisa Toyota die Beratung zur Akustik übernimmt. Toyotas Firma hat an der Gestaltung renommierter Veranstaltungsorte wie der Elbphilharmonie und der Philharmonie de Paris mitgewirkt.
Das Projekt „Reduzierung der Treibhausgasemissionen am Rigaer Wagner-Theater“, gelegen in der Riharda-Wagner-Straße 4, Riga, LV-1050, wird unterstützt durch das Emissionshandelsinstrument, das deutsche Außenministerium, die deutsche Botschaft in Riga, den Stadtrat von Riga, den Baustoff- und Zementhersteller SCHWENK sowie Richard-Wagner-Verbände in Deutschland und private Spenden.