Auf Einladung des lettischen Staatspräsidenten Egils Levits stattete S. E. Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident Deutschlands, am 15. und 16. Februar einen Arbeitsbesuch in Riga ab, um einen Vortrag auf der internationalen wissenschaftlichen Konferenz „The Constitution of the Republic of Latvia 100“ zu halten, die am 16. Februar im Rigaer Schloss stattfand. Nach ihrer Teilnahme an der Konferenz besuchten die beiden Präsidenten als Schirmherren des Restaurierungsprojekts auch das Wagner-Haus in Riga.

Frank-Walter Steinmeier: „Das Projekt “Richard-Wagner-Haus” in Riga erweckt einen Kulturort von Weltrang zu neuem Leben. Es ist lebendiges Zeugnis der reichen Geschichte von Deutschen und Letten in Europa. Die erste, prägende Wirkungsstätte von Richard Wagner wird als Konzerthaus wieder erlebbar – und dies an einem zutiefst europäisch geprägten Ort. Riga als kulturelle Metropole im Nordosten Europas, als Ort des Austausches und des Zusammenwirkens von Musikerinnen und Musikern, wird durch das Wagner-Theater weiter bereichert. Deutschland unterstützt die Richard-Wagner-Gesellschaft Riga bei diesem Vorhaben, und ich freue mich, als Bundespräsident durch die gemeinsame Schirmherrschaft mit dem Präsidenten von Lettland, Egils Levits, dazu beitragen zu können.“

Bundespräsident Steinmeier hat im Mai die Schirmherrschaft für das Renovierungsprojekt des Wagner-Hauses übernommen, gemeinsam mit Präsident Egils Levits und der ehemaligen Festspielleiterin der Bayreuther Festspiele Eva Wagner-Pasquier.

Das Wagner-Haus hat eine reiche Geschichte, und die Richard-Wagner-Gesellschaft Riga hat sich zum Ziel gesetzt, das Gebäude zu restaurieren und zu einem Kulturzentrum von Weltrang zu machen. Im September wird es 240 Jahre her sein, dass das heute als Wagner-Haus bekannte Gebäude des deutsch-baltischen Architekten Christoph Haberland als Rigaer Stadttheater seine Türen öffnete. Gründer und erster Direktor des Theaters war Baron Otto Hermann von Vietinghoff genannt Scheel, der das Theater finanzierte. Bis 1939 war das Gebäude Sitz der Deutschen Gesellschaft “Musse”, weshalb es auch als “Musse-Haus” bezeichnet wurde. Am Rigaer Stadttheater traten solche Musiker wie Franz Liszt, Hector Berlioz und Clara Schumann auf, und Richard Wagner war von 1837 bis 1839 Kapellmeister des Theaters.

In Riga begeisterte sich Wagner für drei wesentliche Elemente, die er später im Festspielhaus in Bayreuth umsetzte: das Halbdunkel im Saal während der Vorstellung, die stufenweise ansteigende Anordnung der Sitzplätze und den vertieften Orchestergraben. In Riga begann Wagner auch mit der Arbeit an seiner Oper „Rienzi“. 1839 nahm Wagner auf der Flucht vor seinen Gläubigern ein Schiff von Riga nach London – der Sturm und die Todesangst, die er unterwegs erlebte, dienten ihm als Inspiration für die Oper „Der Fliegende Holländer“.

Im November 2020 wurde das Gebäude in der Vāgnera-Straße 4 an die Richard-Wagner-Gesellschaft Riga übergeben. Kurz darauf, im Dezember 2020, bewilligte der Deutsche Bundestag die Bereitstellung von 5,2 Millionen Euro über sechs Jahre für die Sanierung des Wagner-Hauses – die erste Zuwendung in Höhe von 200.000 Euro wurde im August 2021 gewährt. Mit diesen Mitteln wurde das Projekt des Wagner-Theaters bis zur Skizzenphase (LP3) entwickelt, und die Ausschreibung für die Planung und den Bau wird in diesem Frühjahr erfolgen. Der Beginn der Umbau- und Restaurierungsarbeiten ist für 2023 geplant, während das renovierte Wagner-Theater voraussichtlich 2026 eröffnet wird.

Derzeit ist das Wagner-Haus nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, aber die Räumlichkeiten werden so oft wie möglich für verschiedene kulturelle Projekte genutzt, z. B. für Filmdrehs, Musikaufnahmen und andere kulturelle Veranstaltungen. Das Orchester „Kremerata Baltica“ nutzt den Konzertsaal im 3. Stock für Proben – nach der Renovierung wird das Haus der dauerhafte Sitz des Orchesters sein.

Für die Restaurierung und Wiederbelebung des Theaters werden insgesamt 35 Millionen Euro benötigt. Unsere Vision ist es, das Wagner Theater nach der Renovierung mit neuen und zeitgemäßen Inhalten zu füllen. Unter dem Motto „GesamtkunstWerk21“ wird das Gebäude für verschiedene Zwecke und in unterschiedlichsten Kombinationen genutzt. Neben Theateraufführungen, Konzerten und den Exponaten des Wagner-Museums wird das Haus zum „GesamtkunstWerk21“ – einem Inkubator für gemeinsam entwickelte Kunstwerke des 21. Jahrhunderts. In diesem „Werk“ werden klassische Künstler gemeinsam mit Künstlern aus allen Bereichen zusammenarbeiten und etwas völlig Neues erschaffen. So wird jedes Jahr ein neues Gesamtkunstwerk entstehen, ganz im Sinne Wagners. Außerdem werden Meisterkurse in Musik und anderen Künsten angeboten.
Die Renaissance des Wagner Theaters in Riga soll zu einem Symbol der europäischen kulturellen und politischen Geschichte werden, das und als ein Leuchtturm in Nordosteuropa gesehen, gehört und erlebt werden kann.

Für weitere Information:
Signe Viška
Leiterin der PR-Abteilung der Richard Wagner Gesellschaft Riga
signe.viska@vagneriga.lv